Surfen als Metapher für die Selbstständigkeit
Aktuell bin ich zum dritten Mal in Folge zum Surfen in Taghazout, Marokko.
Das Wellenreiten ist eine meiner größten Leidenschaften, deswegen bin ich jedes Mal super glücklich, wenn es ans Meer geht.
LEIDENschaft, wortwörtlich.
Denn Freud und Leid liegen hier oft nah beieinander. Heute ist beispielsweise ein Tag, an dem es bei meiner morgendlichen Surfsession wellentechnisch so gar nicht lief. Ich muss zugeben, dass das meine Laune schon ziemlich nach unten zieht.
Falls du selbst surfst, kennst du das vielleicht: Läuft es im Wasser gut, ist es ein guter Tag. Läuft es schlecht, kann das einem den Tag vermiesen. Macht keinen Sinn, geht mir persönlich aber oft so.
Außerdem hatte ich auf diesem Surftrip schon große Schmerzen: An einem Tag ist es mir in meine Halswirbelsäule gefahren und ich konnte mein Kopf kaum noch drehen, am nächsten Tag bin ich auf einen giftigen Fisch getreten.
Als ich mich dann nach dem Surfen etwas niedergeschlagen an den Laptop gesetzt habe, kam mir mal wieder in den Kopf, dass es zwischen dem Surfen und der Selbstständigkeit so einige Parallelen gibt – insbesondere in Bezug auf Ausdauer, Höhen und Tiefen sowie den kontinuierlichen Lernprozess…
Gemeinsamkeiten zwischen Surfen und Selbstständigkeit
Ausdauer und Beharrlichkeit
Beim Surfen verbringt man oft viel Zeit damit, auf die perfekte Welle zu warten. Doch selbst wenn sie endlich kommt, gibt es keine Garantie, dass man sie auch erfolgreich surft. Stattdessen heißt es dann oft wieder warten und einen neuen Versuch starten.
Auch die Selbstständigkeit erfordert Geduld und Ausdauer. Der Erfolg kommt meist nicht von heute auf morgen und man muss einfach dranbleiben. Auch, wenn es mal nicht so läuft, wie man sich das wünscht. Durchhaltevermögen ist der Schlüssel, um trotz Rückschlägen und Herausforderungen weiterzumachen.
Komfortzone verlassen
Es erfordert Mut, sich aus der Komfortzone herauszubewegen, ob im Wasser oder in der Selbstständigkeit.
Als Surferin musste ich mich schon so oft meinen Ängsten stellen. Wellenreiten ist kein ungefährlicher Sport – woran mich die Narbe neben meinem Auge immer wieder erinnert. Um ehrlich zu sein, gehe ich meist nie ganz ohne Angst ins Wasser. Sie lässt nach, wenn ich im Wasser bin und die Wellen nicht zu groß sind – oder sie verwandelt sich in Todesangst, wenn sie zu groß für mich sind.
Ähnlich müssen Selbstständige mutig sein, um in die Sichtbarkeit zu gehen, Risiken einzugehen und neue Ideen zu verfolgen. Schon allein die Entscheidung, den „sicheren“ Angestelltenjob zu verlassen und sich selbstständig zu machen, ist nicht unbedingt eine leichte Entscheidung.
Mut ist dabei nicht die Abwesenheit von Angst. Mutig zu sein bedeutet, sich Herausforderungen zu stellen und die eigenen Grenzen zu überwinden. Mut ist daher – für Surfer und Selbstständige – wichtig für persönliches und berufliches Wachstum.
Auf und Ab: Gute und schlechte Tage
Wie beim Surfen gibt es auch in der Selbstständigkeit Höhen und Tiefen, sie verläuft in Wellen.
Es gibt Tage, an denen alles perfekt läuft, und Tage, an denen nichts zu klappen scheint. Zeiten, in denen man an vielen, schönen Projekten arbeitet und Zeiten, in denen es eine Auftragsflaute gibt oder man nicht an Traumprojekten arbeitet.
Die Fähigkeit, mit diesen Schwankungen umzugehen und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Kontinuierliche Lernreise
Sowohl das Surfen als auch die Selbstständigkeit sind fortwährende Lernprozesse, bei denen man aus Fehlern lernt. Jeder Tag und jede Surfsession bieten neue Herausforderungen und Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.
Als Surfer oder Surferin arbeitet man kontinuierlich daran, Wellen besser zu lesen, Paddelkraft aufzubauen und die eigene Technik zu verbessern.
Genauso ist es in der Selbstständigkeit wichtig, dass man sich kontinuierlich weiterbildet, up-to-date bleibt mit aktuellen Entwicklungen und die eigenen Prozesse optimiert. Man lernt nie aus und es gibt immer Optimierungspotenzial.
Fähigkeit zur Anpassung
Beim Surfen ist es entscheidend, sich an die sich ständig verändernden Bedingungen anzupassen. Je nachdem, wie hoch die Wellen sind und wo sie brechen, positioniert man sich mit seinem Board im Line-Up.
Ähnlich müssen auch Selbstständige flexibel bleiben und sich an veränderte Marktbedingungen, Technologien und Kundenbedürfnisse anpassen können. Mit einer „so haben wir das schon immer gemacht“ Einstellung wird man sich langfristig eher nicht halten können.
Erfolg beginnt im Kopf
Schon erstaunlich, wie ähnlich sich die beiden Lebensbereiche sind, wenn man mal drüber nachdenkt, oder?
Als Surferin habe ich gelernt, dass das Meer unberechenbar ist und nicht immer alles so läuft, wie man sich das vorstellt. Man muss bereit sein, sich den Wellen anzupassen und das Beste aus der Situation zu machen.
Ich erinnere mich da gerade auch an einen Tag auf Bali während meiner damaligen Surflehrerausbildung: Die Bedingungen waren grottig – Regen, Wind, unregelmäßige Wellen – und meine Laune im Keller. Nachdem ich schon aus dem Wasser gehen wollte, dachte ich mir „Komm ich sehe das jetzt mal nicht so verbissen und mache einfach das Beste draus“. Und tatsächlich: Als ich den Druck rausgenommen habe und einfach in den Wellen „gespielt“ habe, ist es mir viel leichter gefallen. Am Ende war es für mich auch ohne perfekte Wellen ein erfolgreicher Tag, denn ich hatte Spaß. Und darum geht es doch letztendlich!
Genauso ist es mit der Selbstständigkeit – es gibt Höhen und Tiefen. Am Ende kommt es darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Wichtig ist, dass man sein persönliches Warum und den Spaß an der Arbeit nicht verliert. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man sich zu sehr stresst oder auch zu schnell aufgibt.
Wenn ich mir das alles so durchlese: Vielleicht sollte ich mir – auch wenn mir gerade die Motivation fehlt – meinen eigenen Artikel zu Herzen nehmen und heute Abend doch noch mal für eine zweite Surfsession ins Wasser gehen?