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Gedanken einer Quereinsteigerin: Hält die Schule uns klein?

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Kürzlich hatten wir ein Netzwerk Event in einer Online-Community für Webdesignerinnen, bei der ich Mitglied bin.

Da ist mir mal wieder aufgefallen, wie viele Quereinsteigerinnen es doch gibt. Das hat mich dazu gebracht, mal wieder darüber nachzudenken, warum es eigentlich so viele Quereinsteiger gibt und warum ich erst mit Anfang 30 in einem kreativen Beruf gelandet bin.

Kreative Möglichkeiten und verpasste Chancen

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, wusste ich bis zum Ende nicht wirklich, was ich denn nun beruflich machen soll. Ich hatte einfach wenig Vorstellungen von der „echten“ Arbeitswelt und es gab damals – zumindest habe ich das so wahrgenommen – wenige Möglichkeiten, sich zu informieren. Das Internet war noch relativ neu und viele Jobs hatte ich einfach gar nicht auf dem Schirm.

Dazu kommt, dass ich in der Schule nie gemerkt habe, dass ein kreativer Beruf wie z.B Mediengestalterin eine Option für mich sein könnte. Wir hatten in der Schule ein paar wenige Fächer im kreativen Bereich: Bildende Kunst, Tonen und Technisches Werken.

Ich war in diesen Fächern nie besonders gut. Weder bin ich besonders handwerklich begabt, noch kann ich gut zeichnen oder malen. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass ein Beruf im kreativen Bereich auf jeden Fall nichts für mich ist.

Ich wusste auch gar nicht, dass es in der Kreativbranche viele verschiedene Möglichkeiten gibt und man dafür auch nicht unbedingt eine super talentierte Künstlerin sein muss.

Der Einfluss der Noten

Ich erinnere mich auch, dass ich immer das Gefühl hatte, ich muss mich besonders anstrengen bei meinen kreativen Werken, damit ich irgendwie doch eine gute Note bekomme. Es ging nicht darum, sich kreativ auszuleben, sondern darum, wie am Ende das Zeugnis aussieht. Mit diesem Druck ist man dann auch entsprechend an ein Projekt rangegangen.

Wenn ich heute zurückblicke finde ich das sehr schade, da ich eigentlich immer, wie die meisten Kinder, viel Fantasie hatte und es mochte, kreativ zu sein. Irgendwann geht das dann verloren, genauso wie der Spaß daran.

Mir war auch einfach nicht bewusst, dass kreative Laufbahn für mich nicht komplett ausgeschlossen sein muss, nur, weil ich nicht besonders gut zeichnen oder malen kann.

Ich frage mich deswegen: Wenn ich damals gewusst hätte, welche Optionen es in diesem Bereich gibt und es nicht unbedingt eine 1 in Bildender Kunst brauche, ich mich nicht damals schon für eine entsprechende Ausbildung oder ein Studium entschieden hätte.

Mir wäre es vielleicht auch leichter gefallen, mich für eine andere Richtung zu entscheiden, wenn ich nicht immer das Gefühl gehabt hätte, dass ich mich auf die Themen beschränken sollte, in denen ich gute Noten hatte.

Oft hat man in der Schule ja das Gefühl, dass die Noten für das spätere Leben eine große Rolle spielen und man sich eben daran orientieren sollte, welche Fächer einem in der Schule gut liegen.

Wobei ich selbst das nicht wirklich gemacht habe. Ich war immer gut in Deutsch, Englisch und Französisch. Sprachen zu lernen und zu schreiben fiel mir leicht und hat mir Spaß gemacht. Ich habe überlegt, ob nicht ein Studium im Bereich Germanistik oder Linguistik etwas für mich wäre. Aber was hört man da? Das sei – wie andere kreative Jobs eben auch – brotlose Kunst und ich sollte besser etwas „richtiges“ lernen. Sowas wurde mir im Übrigen auch außerhalb der Schule gesagt.

Der „sichere“ Weg

Letztendlich entschied ich mich für eine kaufmännische Ausbildung, da mir diese Richtung, wenn sie mich damals auch nicht wirklich interessiert hat, relativ sicher erschien. Viele meiner Mitschüler sind einen ähnlichen Weg gegangen und ich dachte, dass das eben ein guter und „normaler“ Job ist, mit dem man sich in Zukunft keine Sorgen machen muss.

Manchmal ärgert es mich, dass ich erst so spät zu meiner heutigen Tätigkeit gefunden habe und oft stelle ich mir eben die Frage, ob es daran liegt dass ich über solche Jobs in der Schule so wenig erfahren habe und eben auch das Gefühl vermittelt bekommen habe, dass ein kreativer Job nicht zu mir passt und ohnehin keine gute Wahl ist.

Einblicke und Entscheidungshilfen

Ich weiß nicht, wie es heute ist. Das Internet ist normal geworden und Berufe werden von Kindern und Jugendlichen vermutlich auch online recherchiert, wodurch sie einen besseren Eindruck bekommen können als wir damals. Auch auf Social Media und co. bekommt man Einblicke in verschiedene Jobs und kann sich mehr darunter vorstellen, welche Tätigkeiten dort ausgeführt werden und welche Fähigkeiten man dafür tatsächlich braucht.

Wir hatten damals lediglich ein Buch mit Ausbildungsberufen und sind einen Tag zum Jobcenter der Agentur für Arbeit gefahren, um dort einen Test zu machen, der zeigen soll, welche Ausbildung zu uns passt. Das hat mir nicht wirklich viel gebracht und meinen Horizont eigentlich eher eingeschränkt.

Darüber, dass vielleicht auch die Selbstständigkeit eine Möglichkeit sein könnte, wurde sowieso gar nicht geredet.

Gerade auch später im Wirtschaftsgymnasium, wurden die Themen weitestgehend so gelehrt, dass man danach als Angestellte in einem Betrieb arbeiten kann und nicht, dass man selbst ein Unternehmen gründen und aufbauen kann.

Von Horror zu Leidenschaft

Übrigens ging es mir in der Schule nicht nur im kreativen Bereich so, sondern auch beim Sport.

Durch den Sportunterricht hatte ich immer das Gefühl, dass ich doch eher unsportlich bin und eigentlich nichts wirklich gut kann. Das hat mir auch den Spaß am Sport genommen, denn Ball Teamsportarten, Leichtathletik oder Geräteturnen sind einfach nicht meins. Die Bundesjugendspiele waren mein absoluter Horrortag, da bin ich immer mit einer „Teilnehmerurkunde“ nach Hause gegangen.

Heute weiß ich, dass es für jeden die passende Sportart gibt und es einfach wichtig ist, dass man Spaß an der Sache hat. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich heute Läuferin und Surferin bin und ein abgeschlossenes Studium im Bereich Gesundheitsförderung habe, hätte ich das wohl nicht geglaubt.

Selbstentfaltung vs. Schulsystem

Natürlich ist es irgendwo auch normal, dass man in jungen Jahren vielleicht noch nicht unbedingt weiß, in welche Richtung es gehen soll und man sich erst noch finden muss. Manche Interessen entwickeln sich auch erst. Damals hat mich der Bereich IT so gar nicht interessiert, heute wünsche ich mir, ich wäre damals auf’s Informationstechnische Gymnasium statt auf’s Wirtschaftsgymnasium gegangen.

Dennoch glaube ich, dass man durch die Noten und den Leistungsdruck schon in eine gewisse Richtung gelenkt wird. Man denkt sich eben „Ok, ich kann nicht gut zeichnen, ein Job im Designbereich fällt raus“ oder „Ich bin unsportlich, da bewerbe ich mich wohl besser nicht als Physiotherapeutin“.

Ich sehe es auch sehr kritisch, dass Fächer wie Sport oder bildende Kunst bewertet werden. Hier sollte es doch darum gehen, sich kreativ auszuleben und etwas für die eigene Gesundheit zu tun und nicht darum, wie „gut“ man darin ist. Das führt nur zu Druck, nimmt einem den Spaß, und gibt einem das Gefühl, dass diese Bereiche einfach nichts für einen sind.

Außerdem bin ich der Meinung, dass man in der Schule einfach allgemein mehr auf die „richtige“ Welt vorbereitet werden sollte. Ich habe damals nichts zu Bewerbungsprozessen, Ausbildungsverträgen, Steuern usw. gelernt und hatte keine Ahnung, was ein gutes Gehalt ist oder ob die Arbeitsbedingungen in dem Vertrag, der mir vorgelegt wurde, so passen oder nicht.

Zum Glück scheint das Bewusstsein für solche Themen immer mehr zu steigen. Ob sich das Schulsystem jemals ändern wird, steht auf einem anderen Blatt.

Was wäre, wenn…

Letztendlich ist es gekommen, wie es gekommen ist und ich bin dankbar dafür, dass ich nicht einfach bei meinem ersten Job geblieben bin, sondern mich immer weiter ausprobiert und weiterentwickelt habe. Die ganzen Erfahrungen, die ich gemacht und die Zeit, die ich investiert habe, habe sind ja auch nicht verschwendet. Man nimmt immer etwas Wertvolles mit.

Trotzdem frage ich mich manchmal: Wo würde ich heute stehen, wenn ich mich schon damals für meinen heutigen Bereich entschieden hätte?

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